Skip to main content

Geschichte

Geschichtliches zur Kinesiologie

Vor rund 2000 Jahren verwendete der griechische Arzt Hippokrates das Muskeltesten, um neurologische Verletzungen an Soldaten zu untersuchen.
Vor über 500 Jahren nutzten es die Maya-Indianer, um festzustellen, ob das Wasser an einer bestimmten Stelle trinkbar war.

Anfang des 20. Jahrhunderts hatte der Orthopäde R. W. LOVETT Muskelschwächen in Kategorien eingeteilt. Dabei bediente er sich des Muskeltestes. 1949 beschrieben die Chiropraktiker Henry und Florence KENDALL ihr Muskelsystem in einem Buch. Das Muskeltesten war nun ein Bestandteil der Academic Kinesiology (Bewegungslehre). Weitere Bücher über das Muskeltesten erschienen im Zusammenhang mit Sport, Reha-Massnahmen und militärischem Training. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelten KENDALL und KENDALL Tests für alle wichtigen Muskeln von Rumpf und Gliedern. Im Zentrum stand aber nur der mechanische Aspekt des Körpers.

Die erste Kinesiologieform, die «Applied Kinesiology», wurde in den 1960er-Jahren von dem amerikanischen Chiropraktiker, Dr. Georg Goodheart entwickelt. Er beobachtete, dass Patienten mit denselben Krankheitsbildern auch dieselben Schwächen beim Muskeltesten aufweisen. Umgekehrt bedeutet das, dass durch spezifische Muskeltests Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand eines Menschen gemacht werden können.

Goodheart erkannte die Zusammenhänge zwischen Muskeln und Organen und entdeckte, dass sogenannt «schwache» Muskeln durch Massage bestimmter Reflexzonen und -punkte «gestärkt» werden konnten. Weiter untersuchte er die Wirkung von Nahrungsmitteln auf den Gesundheitszustand seiner Klienten und durch den Einbezug der Traditionellen Chinesischen Medizin erweiterte er die Kinesiologie um das östliche Energiesystem der Meridiane sowie den Zusammenhang zwischen Emotionen und Gesundheit.

Was machte GOODHEART genau?

Eines Tages kam ein Patient in seine Praxis. Bei diesem Menschen stand das Schulterblatt ab, wenn dieser sich mit den Armen gegen eine Wand stützte. GOODHEART erinnerte sich an das Buch von KENDALL. Dort stand, dass dieses Symptom mit einer Funktionsschwäche des M. serratus anterior zusammenhängt. Wenn dieser Muskel kontrahiert, dann hält er das Schulterblatt nahe am Rücken. Er testete den Muskel durch, dieser reagierte schwach. GOODHEART massierte Anfang und Ende des Muskels, bis alle Knötchen und Verspannungen verschwunden waren. Beim wiederholten Testen und beim Drücken gegen die Wand blieb das Schulterblatt in seiner Normalstellung nahe am Rücken.

GOODHEART setzte den Muskeltest immer häufiger bei seinen Behandlungen ein und stelle fest, dass, wenn z. B. der M. pectoralis major clavicularis schwach testete, die Patienten auch häufig über Magenprobleme klagten. Er palpierte und massierte diesen Muskel. Häufig besserten sich die Magenbeschwerden und der Muskel testete anschliessend stark.

Durch dieses Muskeltraining und die anschliessende Palpation der Verhärtung an Ursprung und Ansatz konnten die Symptome auch bei anderen Erkrankungen gemildert werde. Der Muskeltest war also nicht nur für die Diagnose, sondern auch für die anschliessende Therapie nützlich.

Bei manchen Patienten half jedoch diese Vorgehensweise nicht. GOODHEART fand in einem Buch aus dem Jahr 1930 von CHAPMANN (Osteopath) einen Hinweis, der ihn weiterbrachte. CHAPMANN war der Meinung, dass viele Krankheitssymptome durch einen trägen Lymphfluss verursacht würden. Die Lymphe transportiert Abwehrstoffe und Nährstoffe in Gewebe und Organe und führt aus diesen Gebieten die anfallenden Stoffwechselabfälle sowie Giftstoffe ab. Ein träges Fliessen bewirkt, dass sich im Gewebe und Organ immer mehr Giftstoffe ansammeln und Blockaden im Energiefluss entstehen können. GOODHEART erkannte, dass viele Beschwerden, die CHAPMANN beschrieben hatte, mit Reflexpunkten in Verbindung standen, die auch mit der Schwäche bestimmter Muskeln korrelierten.

Durch systematisches Forschen fand er heraus, dass durch Reiben der neurolymphatischen Reflexpunkte nach CHAPMANN einige Krankheitssymptome verschwanden, was durch die Ursprung-Ansatz-Massage nicht erreicht wurde, trotzdem blieben einige Symptome bei verschiedenen Patienten bestehen. GOODHEART fand in einem Buch von BENNET (Chiropraktiker), ebenfalls aus dem Jahr 1930, entsprechende Hinweise. BENNET war der Meinung, dass – ähnlich wie bei der Lymphe – durch eine Stauung der Blutzufuhr Gewebe und Organe nicht mit genügend Sauerstoff versorgt würden. BENNET fand heraus, dass leichter Druck auf diese neurovaskulären Punkte die Blutzufuhr im entsprechenden Gewebe stimuliert. BENNET führte Experimente mit Röntgenstrahlen durch, um seine Theorie zu untermauern. Tragischerweise starb BENNET an Krebs, ausgelöst durch regelmässige Röntgenbestrahlung. GOODHEART arbeitete mit den neurovaskulären Punkten in erster Linie am Kopf und im oberen Brustbereich, wenn die beiden anderen Techniken nicht den erhofften Erfolg brachten. Mit diesen Reflexpunkten fand er das fehlende Glied für weitere Behandlungen. Bei der Synthese seiner Entdeckungen fasste er die Arbeit seiner Vorgänger zusammen:

  • Ursprung-Ansatz-Technik (bei muskulären Problemen)
  • CHAPMANN-Punkte (bei lymphatischen Funktionsstörungen)
  • BENNET-Punkte (bei Gefässfunktionsstörung)
  • Muskeltest nach LOVERT und KENDALL

Ende der 1960er-Jahre gelang GOODHEART der entscheidende Durchbruch, der bis heute den Kern der Kinesiologie bildet. Er las Bücher über die chinesische Medizin, in denen das Meridiansystem ausführlich dargestellt wurde, ebenso die Akupunktur. GOODHEART fand heraus, dass, wenn die Muskeln nicht auf seine drei gebräuchlichen Verfahren ansprachen, er mit seiner Hand einen bestimmten Meridian entlang fuhr, so wie es in der chinesischen Literatur beschrieben wurde. Immer dann, wenn dem Muskel Energie fehlte, fuhr er in entsprechender Richtung dem Meridian nach. Bei einer Verspannung fuhr er entgegengesetzt der Fliessrichtung und «leitete» so überschüssige Energie weg. Er beobachtete auch, wie er durch das Halten bestimmter Akupunkturpunkte die entsprechende Muskulatur stärken konnte.

GOODHEART beobachtete, dass Störungen im muskulären Bereich, im lymphatischen System, im Blutgefäss-System und im chinesischen Meridiansystem Auswirkungen auf die Muskelreaktion haben können. Weil jeder Reflexpunkt den Balancezustand eines bestimmten Organsystems widerspiegelt, kam ihm die Erkenntnis, dass das Organ der Schlüssel zu dieser Beziehung war. Wenn das Organsystem gestresst war, zeigte sich das am dazugehörigen schwachen Muskel.

So fing alles bei der verspannten Muskulatur an, kam über die empfindlichen Reflexpunkte zu den feinstofflichen Energien, indem die Hand lediglich nahe dem Körper über einen Meridian entlang fuhr. Dies war der Beginn einer neuen Wissenschaft in den USA, der «applied kinesiology» (angewandte Kinesiologie).

Die weitere Entwicklung der kinesiologischen Lehre wurde durch Schüler Goodhearts geprägt, die jeweils verschiedene Varianten der ursprünglichen Applied Kinesiology ausbildeten. Einige davon sind «Touch for Health» nach Dr. John Thie, «Behavioral Kinesiology» nach John Diamond, «Edu Kinesthetics» und «Brain-Gym» nach Dennison und die «Psychokinesiologie» nach Klinghardt.

Während die ursprüngliche Form der Applied Kinesiology vorwiegend von Ärzten praktiziert wurde, wurden die neueren Varianten auch von medizinischen Laien verwendet und verbreitet. In der Folge kam es zu einer stärkeren Popularisierung der Kinesiologie.

Fingermodes

Ein weiterer Schüler von GOODHEART war der 1987 verstorbene Dr. Allan BEARDALL. Er entdeckte nicht nur über 250 spezielle Muskeltests, mit denen Teilbereiche der verschiedenen Muskeln isoliert und getestet wurden, sondern von ihm stammt auch das Konzept vom Biocomputer. Das Unterbewusstsein kann nämlich Daten nur binär verarbeiten. Die Neuronen leiten oder leiten nicht die Information. Es werden also im Gehirn alle Faktoren zusammengefasst, wenn der Muskel schwach oder stark ist. Es ist dementsprechend nicht klar, sind es strukturelle Anpassungen, Auswirkungen von Ernährung, emotionale Einflüsse oder auch energetische Einwirkungen von innen oder von außen. BEARDALL entdeckte, dass der Daumen der Erdungspunkt für den Energiefluss der andern Finger ist. Durch umfangreiche Untersuchungen entwickelte er die Fingermodes:

  • Daumen und Zeigefinger reagieren bei strukturellem Stress
  • Daumen und Mittelfinger reagieren bei ernährungsbedingtem Stress
  • Daumen und Ringfinger reagieren bei emotionalem Stress
  • Daumen und Kleinfinger reagieren bei energetischem Stress (z.B. Narben oder elektromagnetische Felder)

In den 1980er-Jahren kam Richard D. Utt aufgrund einer äusserst schweren Erkrankung zu Dr. Sheldon Deal, einem Mitbegründer der Applied Kinesiology. Schon in jungen Jahren berufsunfähig und ständig unter stärksten Schmerzmitteln, wurde ihm 1976 von seinem behandelnden Arzt mitgeteilt, dass nun nichts mehr für ihn getan werden könne. In seinem Zorn darüber, von der Medizin aufgegeben worden zu  sein, suchte er nach anderen Wegen. Im Verlauf der folgenden Monate konnte Dr. Deal ihm dann mit der Kinesiologie aus der Krankheit heraus und zu einem neuen Leben verhelfen. Begeistert von dieser Methode begann Richard mit Sheldon als Privatlehrer alles über die Kinesiologie zu erlernen und arbeitete später auch als Assistent in dessen Praxis.

Nach vielen Heilungs- und Lernprozessen fing Richard an, seine eigenen Ideen in die Kinesiologie zu tragen und entwickelte das anatomisch und pysiologisch präzise Kinesiologiekonzept der angewandten Physilogie (Lehre der gesunden Körpervorgänge), «applied physiology – AP».